Am 24. August lud die FDP Leonberg zu einer Kandidatenvorstellung für das Oberbürgermeisteramt in das Hotel Hirsch ein. Schnell zeigte sich, dass der Saal viel zu klein war. Trotz zusätzlicher Bestuhlung mussten etliche interessierte Zuhörer die Veranstaltung im Stehen verfolgen. Zweites Manko war, dass die Redner kein Mikrofon bekamen. In den letzten Reihen konnte man sie sehr schlecht verstehen.

Dr. Ulrich Vonderheid im Wahlkampf
Dr. Ulrich Vonderheid stellt sein Programm vor.

Die drei Kandidaten für das Oberbürgermeisteramt

Die Kandidatin Frau Horn und die Kandidaten Herr Kaufmann und Herr Dr. Vonderheid konnten sich und ihre jeweiligen Ziele innerhalb eines festgelegten Zeitrahmens vorstellen. Über die ersten beiden habe ich bereits in meinen vorherigen Artikeln berichtet. Beide hatten an diesem Abend nichts Neues gebracht.

Während Frau Horn sehr sachlich ihre Ziele vortrug, wirkte Herr Kaufmann zu emotional. Er betonte, dass außer Leonberg noch andere Städte einen Oberbürgermeister suchten. Auch diese hätten ihn um seine Kandidatur gebeten. Dann erklärte er uns, was hier in Leonberg alles „schief gelaufen“ sei und was er verbessern möchte. Unnötigerweise griff er in seiner Rede zweimal Herrn Dr. Vonderheid an. Ich halte so etwas für einen schlechten Stil.

Dr. Vonderheid

Dr. Ulrich Vonderheid
Dr. Ulrich Vonderheid, auf dem Wochenmarkt in Leonberg

Kommen wir jetzt zu Dr. Vonderheid: Er berichtete über seine Zeit, bevor er nach Leonberg kam. Seine Vita können Sie auf seiner Webseite nachlesen. Anschließend wechselte er zu seiner jetzigen Tätigkeit. Er meinte, dass er in seiner 8 ½ jährigen Tätigkeit als Finanz- und Ordnungsbürgermeister die einen und anderen Akzente setzen konnte. Im Gegensatz zu Herrn Kaufmann beschrieb Herr Dr. Vonderheid erst einmal die positiven Seiten unserer Stadt und berichtete über ihre Errungenschaften, die er mit gefördert hat:

Die Kinderbetreuung

Leonberg verfügt über eine umfassende Kinderbetreuung. 50 % der Kinder unter 3 Jahren haben ihre Betreuungsplätze. In den Schulen trifft man auf vorbildliche Strukturen. Bis auf 3 Schulen sind alle Ganztagsschulen. Leonberg hat sogar eine Gemeinschaftsschule.

Seniorenarbeit

Auch sie ist sehr gut aufgestellt. Seit 2011 gibt es den Pflegeverbund mit Gerlingen. Inzwischen kümmern sich 160 Mitarbeiter um über tausend Patienten im ambulanten Bereich. Die Palliativversorgung hat Leonberg für den gesamten Bereich Landkreis Böblingen übernommen, natürlich im engen Schulterschluss mit dem stationären Betrieb.

Ordnungswesen

Er sagte, auch hier sei es ihm gelungen, Akzente zu setzen. Die Sauberkeit ist noch ausbaufähig, doch dazu braucht man Personal. Dr. Vonderheid wies auf ein erfolgreiches Pilotprojekt, die Kooperation mit dem Verein Fish, hin. Mitarbeiter von ihm reinigen den Stadtpark. Inzwischen sind sie auch im Bereich der Altstadt tätig. Weiter führte er aus, dass die Feuerwehr in einem guten Zustand sei und eine hervorragend aufgestellte Truppe habe. Als Vorsitzender des DRK im Ehrenamt steht Dr. Vonderheid in enger Verbindung mit anderen Rettungsdiensten wie THW und DLRG.
Als Ordnungsbürgermeister steht er mit der Polizei in ständigem Kontakt. Er meint, dass das Polizeirevier mitten in der Stadt liege, sei für Leonberg ein Pluspunkt.

Finanzen

Dann kam Dr. Vonderheid auf das leidige Thema Finanzen. Er sagte, die Stadt habe 93 Millionen Euro Verbindlichkeiten und weitere Investitionen stehen noch ins Haus. Aber diese Verschuldung sei im Vergleich mit anderen Kommunen relativ niedrig. Die Gewerbeeinnahmen haben sich gut entwickelt: 2009 hatte die Stadt 16 Mio. Euro Einnahmen. Jetzt im Jahr 2017 sollen es 28 Mio. Euro werden. Der Stadt sei es gelungen, in Leonberg starke Firmen zu halten. Vom neuen Gewerbegebiet Leo-West erhoffe er sich, dass die Stadt Leonberg Einnahmen von 30 Mio. Euro erreiche.
Als Betriebsleiter der Stadtwerke Leonberg berichtet er, dass es gelungen sei, sie zu einem respektablen Betrieb aufzustellen. In der Wasserversorgung sei ein „tüchtiges“ Plus erwirtschaftet worden. Inzwischen habe man auch den ÖPNV in die Stadtwerke integriert. So könne der städtische Haushalt entlastet werden. Das Gleiche habe man auch mit den Parkhäusern (am Bahnhof und in der Altstadt) gemacht.
Ein Highlight in Leonberg ist die Leo-Energie. Sie erzielt eine respektable Rendite, ohne dass Eigenkapital eingesetzt werden musste.

Ziele von Dr. Vonderheid

Damit endete Dr. Vonderheid seine Aufzählung der Pluspunkte in Leonberg und wechselte zu seinen Zielen:

Wohnungsbaugesellschaft

Er möchte eine Wohnungsbaugesellschaft gründen oder zumindest eine strategische Partnerschaft mit Wohnbaugenossenschaften eingehen. Er begründet dieses Ziel mit dem großen Problem, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Er sagte, die Stadt habe einen Anteil am Wohnungsbestand von 1%; in anderen Städte sieht es wesentlich besser aus. Der herrschende Immobilien-Boom nützt Familien mit mittleren oder geringerem Einkommen gar nichts. Für sie muss unbedingt etwas getan werden. Hinzu kommt die Problematik mit den Flüchtlingen, die aus den Anschlussunterkünften in normale Wohnungen wechseln müssen. Auch sie finden keinen bezahlbaren Wohnraum.

Aktualisierung der Infrastruktur der Schulen

Ein weiteres Ziel von Dr. Vonderheid ist die Aktualisierung der Infrastruktur der Schulen. Sie wird sich in den nächsten 10 Jahren gewaltig verändern und mit hohen Investitionen verbunden sein. Statt Bücher wird jeder Schüler ein Tablet brauchen. Hierfür müssen die Schulträger die Voraussetzungen schaffen.

Seniorenarbeit

In der Seniorenarbeit möchte Dr. Vonderheid das Angebot erweitern. Er möchte mehr Begegnungsstätten für Senioren schaffen und mehr Tagesstätten für Demenzkranke anbieten. Die betreuenden Familienmitglieder sollen die Möglichkeit bekommen, ihren Beruf voll ausüben zu können oder zumindest mehr Freiraum für sich selber haben.

Glasfaser

Das Thema Glasfaser beschäftigt Dr. Vonderheid auch. Er meint hierzu: „ Leonberg liege weit hinter anderen Kommunen zurück. Es helfe nichts darauf zu setzen, dass andere unser Problem lösen. Vectoring sei nur ein Tropfen auf den heissen Stein. Er ist auch der Meinung, dass die Stadt ihren Bürgern die Möglichkeit geben müsse, von zu Hause aus zu arbeiten. Das könnte den Verkehr entlasten.

Die Bäder

Er berichtete, dass der Bäderbetrieb ein jährliches Defizit von 4 Mio. Euro verursache. Um effektivere und wirtschaftlichere Strukturen in der „Bäderwelt“ zu schaffen, möchte er sie auch in die Stadtwerke eingliedern. So könne man Freiräume für Investitionen schaffen. Das Leo-Bad werde natürlich saniert, auch wenn es 10 Mio. Euro koste.

Verkehrssituation

Zur Verkehrssituation meinte Dr. Vonderheid: Es werde nicht gelingen, kurzfristig eine Umgehung um Leonberg zu bauen. Eine Umgehungsstraße müsse in den Regionalplan „rein“. Dieser Schritt wurde noch nicht gemacht. Unser Problem komme von der A8 und der A81. Leonberg ist verstopft, wenn die Autobahn verstopft ist.

Seine persönliche Motivation für Oberbürgermeisteramt zu kandidieren

Zum Schluss sprach Dr. Vonderheid über seine persönliche Motivation für das Oberbürgermeisteramt zu kandidieren. Er möchte mit den Bürgern/innen und dem Gemeinderat seine Ziele Schritt für Schritt durchsetzen. Er möchte im Rathaus eine Atmosphäre der Kollegialität schaffen. Er möchte den Teamgeist fördern. Last not least möchte er die Freude an der Arbeit wecken. Kurz gesagt, er möchte mit allen konstruktiv und effektiv zum Wohle der Stadt arbeiten.

Ich fand es sehr gut, dass die FDP die Bürger/innen zu dieser Veranstaltung eingeladen hat. So konnte jeder die Kandidaten/in erleben und sich selber ein Bild von Ihnen machen.
Alle drei wollen aus ihrer Sicht Leonberg zum Erfolg bringen, nur die Wege sind grundverschieden. Während Frau Horn und Herr Kaufmann große Pläne schmieden, möchte Herr Dr. Vonderheid in kleinen, realistischen Schritten zum Ziel kommen. Ein Weg, der mir am besten gefällt.