Am Sonntag, dem 7. Juni 2020 fand in Leonberg auf dem alten Golfplatz eine Demonstration unter dem Namen „Fest für Freiheit und Frieden“, organisiert von „Querdenken 711“, statt.

Demo auf dem Golfplatz in Leonberg

Es war eine gelungene Veranstaltung mit guten Rednern und einer entspannten Atmosphäre.
Die Inhalte der Reden – Sie können sie sich auf youtube.com und anhören – waren nicht hetzerisch und waren auch nicht verfassungswidrig bzw. nicht Grundgesetz-widrig. Hier hatten sich Menschen versammelt, die friedlich ihre Meinung vertraten, nicht mehr und nicht weniger. Ihr Wunsch nach einer friedlichen Welt, in der wir das Recht auf Freiheit für unser Wort, Freiheit für unser Buch/Schrift, Freiheit für unsere Rede haben, ist ja auch nichts Verwerfliches. Dazu gehört auch, dass man die Meinung anderer, die vielleicht nicht ins eigene Raster passt, akzeptiert. Das sollte doch eigentlich zu Diskussionen auf Augenhöhe anregen, oder nicht? Dass das nicht auf der Bühne während der Veranstaltung passieren konnte, lag sicher an dem knapp bemessenen Zeitkorsett, denn auf ein pünktliches Ende der Veranstaltung wurde Wert gelegt.

Verhalten einiger Bürger/innen

Was mich schockiert hat, ist das Verhalten einiger Leonberger Bürger/innen, die diese Veranstaltung im Vorfeld und auch während des Verlaufs in den Social Media mit negativen, unsachlichen und teilweise auch diskriminierenden Aussagen begleiteten. Es ist vollkommen unwichtig, ob man sich der Meinung dieser Redner anschließt oder nicht. Man kann sie hinterfragen oder gegebenenfalls auch widerlegen. Aber Mitmenschen, die anders denken als man selbst mit Häme zu überschütten, zeugt von einem mangelnden Demokratieverständnis. Das habe in dieser Heftigkeit in Leonberg nicht erwartet. Respekt vor der Meinung anderer, oder gar ein demokratisches Denken war hier nicht zu erkennen. Auf der beliebtesten Plattform (den Name nenne ich aus rechtliche Gründen nicht) konnte man folgende Kommentare lesen:

  • „ Um was gehts den Idioten eigentlich? Um Corona? Rassismus? Chemtrials?“
  • „Lieber Herrgott schmeiss Hirn vom Himmel runter! Amen!“
  • „was labert der denn da vorne das versteht keiner und die meisten von den Dumpfbacken wissen eh nicht, was sie da sollen….einfach nur peinlich das ganze.“
  • „Lachnummer. In ein paar Jahren schämen sich die Leute dort gewesen zu sein. Aber das ist gut dass es auf youtube und facebookt ist… das Internet vergisst nie“
  • „Lustig oder schrecklich? Wahrscheinlich beides! Auf jeden Fall lächerlich…“
  • „So eine Veranstaltung brauchen wir hier nicht. Schaut lieber zu das wir unser Strohländle behalten können.„
  • „Was für ein Zirkus hoffentlich kann sich der Rasen schnell erholen“
  • „ Es waren keine 1000..ich war oben. Ne Frechheit von dem Idiot zu sagen das 5000 waren…. Die meisten waren Leute wo eh oben wohnen und schauen wollen was da geht“
  • Das sind nur ein Teil der Kommentare , die zu lesen waren; dazu wurden noch Begriffe wie Nazis und Linke eingestreut, wahrscheinlich um sich noch wichtiger zu machen.
  • Wie ein Redner erzählte, meinte sogar Herr Oberbürgermeister Cohn, der Veranstalter habe einen Verschwörungstheoretiker als Redner eingeladen.

Unkorrekte Bezeichnung der Versammlung

In der LKZ konnte man einen Tag später einen sachlichen Bericht von der Demonstration lesen. Aber leider hat der Verfasser des Textes den Namen der Versammlung nicht korrekt wiedergegeben. Sie wurde vom Veranstalter (Querdenken 711) nicht als Corona-Demonstration deklariert, sondern als „Fest für Freiheit und Frieden“. Auf der Webseite der Stadt Leonberg konnte ich die korrekte Bezeichnung der Versammlung auch nicht finden.

Resümee

Wenn ich diese Begebenheiten alle zusammennehme, habe ich das Gefühl, dass Leonberg kein Ort ist, an dem Vertreter von Meinungen, die nicht dem
allgemeinen Denken entsprechen, willkommen sind. Das finde ich sehr bedauerlich.

Übrigens: ich wäre froh, wenn die Stadtverwaltung einen Teil der Auflagen, die sie für diese Versammlung gemacht hat, auch für andere Veranstaltungen, wie Pferdemarkt, Jugendtage oder für die Grillgelage, die jedes Jahr auf dem Golfplatz stattfinden erheben, würden.