Ungefähr tausend interessierte Bürger/innen der Stadt Leonberg besuchten in der Stadthalle die Kandidatenvorstellung für die Wahl zum Oberbürgermeister. Herr Schuler begrüßte die Besucher und erklärte ihnen das Procedere: Die Kandidaten kommen einzeln auf die Bühne, stellen sich und ihre Konzepte für Leonberg innerhalb von zwanzig Minuten vor und treten danach wieder von der Bühne ab.

Leonberg Stadtmitte

Über die einzelnen Ziele der Kandidaten habe ich in meinen vorherigen Artikeln ausführlich geschrieben, sodass ich mich jetzt auf die unterschiedlichen Charaktere der Kandidaten konzentriere.

Herr Dr. Vonderheid

Herr Dr. Vonderheid, Finanzbürgermeister und erster Bürgermeister von Leonberg war der erste Redner. Er berichtete über seinen beruflichen Werdegang, bevor nach Leonberg kam. Seit 2009 ist er Finanz-, Ordnungsbürgermeister, in Leonberg. In seinen Fachbereich gehören das Kämmereiamt, das Ordnungsamt, das Amt für Jugend, Familie und Schule und konnte dort während seiner 8 ½ jährigen Tätigkeit die einen und anderen erfolgreichen Akzente setzen.

Sein soziales Engagement

Dass, ihm die soziale Seite der Stadt am Herzen liegt, zeigen seine ehrenamtlichen Tätigkeiten: Vorsitzender des DRK-Ortsvereins Leonberg, stellvertretender Vorsitzender des Vereins Alltags- und Nachbarschaftshilfe Leonberg e.V., Schatzmeister im Vorstand des Krankenpflegevereins Leonberg e.V. und Kreisrat im Böblinger Kreistag. Seiner Ziele und Pläne belegt er mit verständlichen, nachvollziehbaren Argumenten und Zahlen. Er fing mit dem sozialen und familiären Bereich an. So möchte er mehr Kinderbetreuungseinrichtungen einrichten und die Infrastruktur der Schulen aktualisieren. Die Versorgung und Betreuung von Menschen mit demenzieller Krankheit möchte er weiter ausbauen. Beim Wohnungsbau möchte er vor allem für die Menschen und Familien sorgen, die mit mittleren und kleineren Gehältern zurechtkommen müssen. Natürlich behandelte er auch die Themen wie Sanierung des Leo-Bades, Jugendförderung, Vereinsförderung, Wirtschaftsförderung, Verkehrslage usw.

Herr Kaufmann

Herr Kaufmann, noch Bürgermeister, in Rudersberg begann seine Rede mit den Worten:„Ich bin derjenige, der von Außen kommt und nach der Schrift spricht.“ Dann erzählte er über seine Vita und wie er in Ruderberg das Verkehrsproblem gelöst habe und wie er die interkommunalen Initiative für stadtverträglichen Straßenbau (ISS) gründete. Obwohl auch Leonberg sich diesem Verband angeschlossen habe, sei hier nicht viel passiert. Er räumte ein, dass Ruderberg nicht mit Leonberg vergleichbar sei. Doch entscheidend sei, dass er etwas bewegt habe. Er möchte mit den Bürgern gemeinsam etwas bewegen. Er möchte eine intelligente Verkehrsführung installieren. Lebhaft sprach er von einem Verkehrs-Pilotprojekt, das er bereits im Verkehrsministerium vorgestellt habe. Nun wechselte er zu den Themen Krankenhaus, Wohnungsbau, Wirtschaft, Marktplatz, Leo-Bad, ÖPNV und Lärmaktionsplan.

Leonberg im Dornröschenschlaf?

Zu allen Themen bemerkte er, hier müsse etwas getan, hier müsse etwas bewegt werden. Er tat so, als ob Leonberg sich in einem Dornröschenschlaf befände. Herr Oberbürgermeister hatte sich massiv für das Krankenhaus eingesetzt und hat es bis jetzt nicht aus den Augen verloren. Eindringlich suggerierte er uns er: „Wir brauchen mehr Bürgernähe, mehr Augenhöhe. Wir haben das Zeug dazu, dass endlich angepackt wird. Wir brauchen eine enge Gemeinschaft. Ich spüre, dass frischer Wind von außen gut tut. Ich spüre, dass sie jemanden von außen brauchen.“ Mit diesen Aussagen versuchte er, bei seinen Zuhörern Empathie für sich zu wecken. Für mich klingt das nach intensivem Motivationstraining. Ich stelle mir eine ganz andere Frage: Herr Kaufmann ist seit 10 Jahren Bürgermeister von Rudersberg. Die erste Amtsperiode von 8 Jahren hatte er beendet. Dann wurde er zum zweiten Mal von den dortigen Bürgern gewählt. Jetzt, zwei Jahre nach seiner Wahl – also während seiner Amtszeit – will er die Gemeinde verlassen. Was soll man davon halten? Er meinte in einer seine Reden, er habe das Feld bestellt und suche eine neue Herausforderung. Ist Leonberg nur eine Herausforderung für ihn? Ist dies die richtige Einstellung für ein Oberbürgermeisteramt?

Frau Horn

Frau Horn ist eine Frau, die gerne anpackt und nach Möglichkeit schnell Lösungen vorschlägt. Dementsprechend ist auch ihr Wahlmotto: „Packen wir es an“. Sie erzählte uns, dass sie mit diesem Wahlspruch durch Leonberg zog und viele Themen sammelte. Heute Abend wolle sie über diese sprechen. Wichtig sei für sie, dass Leonberg seine Chancen nutze; das diese Stadt im Konzert der Kommunen fortissimo und nicht piano spiele. Sie beschäftigte sich mit den Themen Wohnungsbau, Belebung des Marktplatzes, Verbesserung der Verkehrssituation, Finanzhaushalt, Ehrenamt. Auf den Marktplatz möchte einen besonderen Handel etablieren; in die Haushaltsplanung möchte die Bürgerschaft mit einbinden und das Ehrenamt mit einem Ehrenamt-Preis würdigen. Das Parken soll besucherfreundlich sein. Sie möchte Wohnungen bauen, die für junge Familien und Menschen mit kleineren Einkommen bezahlbar sind.

Frische Ideen für Leonberg

Die Gartenschau und die Internationale Bauausstellung möchte sie nach Leonberg holen, um die Stadt attraktiver zu machen. Das sind alles frische Ideen, die sich gut anhören. Aber sind sie auch realisierbar? Wie soll das alles finanzieren werden? Trotz der Zuschüsse für die sicher interessanten Projekte bleiben doch erhebliche Kosten übrig. Sollten wir sie nicht lieber in den sozialen Wohnungsbau und andere soziale Einrichtungen stecken? Zum Schluss beteuerte sie uns: „Mein Herz schlägt für Leonberg. Warum hatte sich dann Horn nicht gleich für das Amt des Oberbürgermeisters in Leonberg kandidiert , sondern hatte zuerst für das Amt des Vize Oberbürgermeisters in Bietigheim beworben?

Herr Brenner

Kommen wir jetzt zu Herrn Baubürgermeister Brenner. Sein Motto lautet: „Weiter mit Schwung für Leonberg“. Warum er sich für das Oberbürgermeisteramt kandidiert, ist mir nicht so ganz klar. In seiner Rede merkte man sehr stark, dass sein Hauptanliegen die Architektur der Stadt ist. Er erzählte von seinen ersten Eindrücken von Leonberg und was sich während seiner Amtszeit alles verändert hat. Die anderen wichtigen Themen der Stadt arbeitete auch pflichtgemäß ab. So wolle er noch mehr in der Stadt gestalten. Auf den Marktplatz in der Altstadt möchte er den Samstagsmarkt holen und mehr Kulturveranstaltungen durchführen. Er wolle den Handel attraktiver gestalten. Dazu brauche er einen Citymanager. Ihn, das Stadtmarketing und die Wirtschaftsförderung möchte zusammenschließen. Zusätzlich möchte er die Liegenschaften und die Planung zusammenführen und zur Chefsache machen. Zu dem Amt für Kultur, der Erwachsenenbildung, Bau- und Stadtmarketing sollen auch die Bäder und die Stadthalle kommen. Er fügte hinzu:“ Mein Kollege Dr. Vonderheid, als Betriebswirt könne sich dann hier beweisen.“ Zu der Verkehrslage sagte er, dass er als kurzfristige Maßnahme eine Verkehrserhebung machen möchte und Umgehungstraßen plane. Ansonsten hörten sich seine Aussagen nicht viel anders als die von Frau Horn und Herrn Kaufmann. Zu den anderen Themen, wie Parken, Jugendarbeit, Kultur und Wirtschaft äußerte er sich recht vage und wiederholte das, was er bei der Podiumsdiskussion bei der Kreissparkasse schon ausführte. Herr Brenner ist sicherlich ein guter und kreativer Baubürgermeister, aber die Themen, die sich außerhalb seines Fachbereichs befinden, scheinen ihm nicht zu liegen.

 

Kandidatenvergleich

Vergleiche ich jetzt die Kandidaten miteinander, so stelle ich fes, dass Frau Horn und Herr Kaufmann Wirtschaftsförderung in den Vordergrund stellen und das Ehrenamt fördern wollen. Herr Brenner schwärmt von eine architektonischen Weiterentwicklung der Stadt. Herr Dr. Vonderheid, stellt den Menschen in den Vordergrund, möchte die Versorgung der Menschen optimieren, die Jugend und fördern. Als Betriebsbetrieb ist für ihn auch wichtig, die Wirtschaft mit vernünftigen Mitteln zu fördern.